Kunstkredit Basel-Stadt: Kunst und Bau von Monika Dillier für das Krematorium im Friedhof am Hörnli

Für den Neubau des Krematoriums im Friedhof am Hörnli schrieb der Kunstkredit Basel-Stadt zusammen mit dem Hochbauamt im Bau- und Verkehrsdepartement im Jahr 2013 einen Kunst-und-Bau-Wettbewerb aus. Jetzt wurde das Siegerprojekt "Vier Himmelsrichtungen und der goldene Horizont" von Monika Dillier fertiggestellt. Es geht mit Subtilität und Poesie auf den besonderen Ort und auf Bedürfnisse der Besucher und Besucherinnen ein.

Das alte Krematorium im Friedhof am Hörnli wird den heutigen technischen Anforderungen nicht mehr gerecht. 2012 wurde deshalb ein Architekturwettbewerb für einen Ersatzneubau mit drei neuen Kremationsöfen ausgeschrieben. Als Sieger ging das Projekt "Passaggio" von Bernhard Maurer Architekten und Frederic Garrigues-Cortina hervor. In der Folge initiierte der Kunstkredit Basel-Stadt gemeinsam mit dem Hochbauamt im Jahr 2013 einen offenen Kunst-und-Bau-Wettbewerb. Aus 45 Einsendungen wählte die Jury in einem zweistufigen Verfahren das Projekt "Vier Himmelsrichtungen und der goldene Horizont" von Monika Dillier aus und empfahl es zur Ausführung.
 

Der bereits in der Wettbewerbsausschreibung festgelegte Ort des Kunstwerks befindet sich im Patio, dem offenen Innenhof im Eingangsbereich des neuen Gebäudes, der zum Ofenraum führt. Hier wählte Dillier den Boden und die Klinkermauer der Westwand für ihren zweiteiligen Eingriff. Das Kunstwerk nimmt auf seine Weise die zurückhaltende Baustruktur und -ästhetik auf. Während die Ostwand durch Perforationen Aussenbezüge schafft, scheint Dilliers Band aus goldenen Glasbausteinen, das auf Augenhöhe ins gegenüberliegende Mauerwerk eingebettet wurde, aus der Tiefe zu schimmern. Hinter das Glas gelegte Spiegelschichten reflektieren das einfallende Sonnenlicht und trennen die Wand in eine obere und untere Zone. Assoziiert man damit eine Horizontlinie, so verschränken sich darin Elemente des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs.
Auf dem hellen Kalksteinboden im Innenhof fügen sich elf unterschiedlich farbige Glasstreifen in die geometrische Ordnung aus Steinplatten. In ihrer blauen, rosafarbenen, grünen und orangen Transparenz bilden sie einen Kontrast zum leichten, sandigen Charakter des Muschelkalks. Sie wirken mit ihren Reflektionen wie Streckenmarkierungen auf dem dramatischen Weg des Abschieds. In ihrer Konzentration und Reduktion, dem präzisem Einsatz von Materialien und Symbolen schafft Monika Dillier einen Ort der Intimität, der einlädt, darüber nachzudenken, was die Zeit überdauern wird, wenn diese stillzustehen scheint.
 

Monika Dillier (geb. 1947 in Sarnen, lebt und arbeitet in Basel und Griechenland) studierte 1971–1974 an der Schule für Gestaltung Luzern und von 1974–1977 an der Hochschule für bildende Künste Berlin. Sie ist Mitinitiantin zahlreicher feministischer Projekte, Aktionen und Manifeste. 1986 erhielt sie das Eidgenössische Kunststipendium. 2012 erschien anlässlich einer Einzelausstellung im Kunstmuseum Olten die umfassende Monographie „Knabenmorgenblüthenträume“ (hrsg. von Isabel Zürcher, Vexner Verlag). Monika Dilliers Zeichnungen und Malereien sind geprägt von ihrer Auseinandersetzung mit Körperlichkeit und ihrem feministischen Engagement. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen.

Hinweise:

Da es sich beim Krematorium um einen Ort der Stille und des Abschieds handelt, wird keine öffentliche Einweihung des Kunstwerks stattfinden.

Weitere Fotos und der Jurybericht können bei rhea.kyvelos@bs.ch angefragt werden.

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