Basel erhält eine der weltweit ältesten Abbildungen von Sport

Der verstorbene Gerhard Schomburg hat das Antikenmuseum Basel und das Kunstmuseum Basel mit einer Schenkung bedacht. Das Antikenmuseum erhält eine Werkgruppe, die verschiedene seiner Sammlungsbereiche ergänzt oder komplementiert. Darunter ist beispielsweise eine der weltweit ersten Darstellungen von Sport. Auch das Kunstmuseum bekommt einige Werke, unter anderem eine Zeichnung von Richard Serra. Der Regierungsrat von Basel-Stadt stimmt dem Vorgehen der beiden Häuser im Umgang mit der Schenkung Schomburg zu.

Credits: Votivtafel mit Boxerpaar, Ton, Babylon, um 2000 v. Chr., © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
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Hochauflösliches Bildmaterial: Babylonische Tafel mit Boxkampf Credits: Votivtafel mit Boxerpaar, Ton, Babylon, um 2000 v. Chr., © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig

Der deutsche Chemiker Gerhard Schomburg (1929-2020) aus Bochum war ein leidenschaftlicher Kunstsammler. Sein Interesse galt vorab der Antike sowie der modernen und zeitgenössischen Kunst. Schomburg verstarb Ende 2020 ohne Nachkommen. In seinem Testament hat er zwei kantonale Museen, das Antikenmuseum Basel (AMB) und das Kunstmuseum Basel (KMB), je mit Werken bedacht.

Substanzieller Zuwachs fürs Antikenmuseum
Museumskommission und Direktion des Antikenmuseums kommen zum Schluss, dass die Schenkung Schomburg für die Sammlung einen substanziellen Zuwachs darstelle. Altorientalische Keilschrifttafeln und Rollsiegel, bislang im Museum nur spärlich vertreten, zeugen von früher Schriftkultur. Bei einer babylonischen Tontafel, die zwei Boxer zeigt, handelt es sich um eine der ältesten Abbildungen für Sport überhaupt. Die römisch-griechische Sammlung wird etwa durch eine Bronzestatuette von Herakles ergänzt. Auch einige grossformatige Skulpturen aus dem alten Ägypten sowie drei Skulpturen aus Gandhara, heute im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan gelegen, damals östliche Randregion des hellenistischen Kulturraums, bereichern die Sammlung des Antikenmuseums.

Provenienzen mit Ampelsystem abgeklärt
Die Kommission und die Direktion des Antikenmuseums haben einen Vorschlag ausgearbeitet, wie das Museum sicherstellen will, dass keines der Werke aus der Schenkung Schomburg problematischer Herkunft ist, also etwa aus einer illegalen Ausgrabung stammt. Der Regierungsrat stimmt diesem Vorgehen zu. 

Gemäss seiner im Sommer 2022 verabschiedeten Provenienzstrategie hat das Museum vorgängig die 92 antiken Werke erforscht und sie gemäss einem Ampelsystem kategorisiert. 35 Kulturgüter der Kategorie «grün» will es definitiv in die Sammlung aufnehmen. 28 Werke der Kategorie «orange» kommen hingegen bloss provisorisch ins Museum. Sie sollen dort intensiv beforscht werden. Dies können Interessierte ab April auf der Webseite des Museums verfolgen. Ihre definitive Aufnahme ins Inventar erfolgt erst, wenn die Zweifel bezüglich ihrer Herkunft ausgeräumt sind. Grundlage dazu sind die internationalen ICOM-Empfehlungen (International Council of Museums). Diese räumen ein, dass es in Fällen wie bei diesem sinnvoller sein kann, bedeutende Kulturgüter in einer öffentlichen Sammlung provisorisch aufzunehmen und transparent zu beforschen, als sie wieder an den Kunsthandel zurückzugeben, wo sich ihre Spuren wieder verlieren würden. Auf die Aufnahme von 29 Kulturgütern, die das Museum in seinem Ampelsystem «rot» klassifiziert hat, verzichtet das AMB gänzlich.

Nur sechs Werke kommen ins Kunstmuseum
Nicht nur das Antikenmuseum, auch das Kunstmuseum Basel wurde vom deutschen Schenker bedacht. Die sich im Nachlass befindenden zwölf Kunstwerke sind alle nach 1945 entstanden. Somit war bei ihnen keine Provenienzforschung hinsichtlich einem NS-verfolgungsbedingten Entzug nötig.

Nur die Hälfte der Werkgruppe passt jedoch ins Sammlungskonzept des Kunstmuseums. Es handelt sich dabei um Werke von Richard Serra, Hilla und Bernd Becher, Arnulf Rainer und David Rabinowitch. Die übrigen sechs Werke sollen nicht Teil der Sammlung werden. Für sie sind die strengen Bedingungen einer ausnahmsweisen Veräusserung von Museumsgegenständen erfüllt. Den Erlös will das Museum in den Ankauf neuer Werke investieren, die in den Fokus seiner Sammlungsstrategie passen. Diese sollen bei Ausstellungen, Abbildungen oder in der Museumsdatenbank so gekennzeichnet werden, dass der Ankauf mit Mitteln aus dem Vermächtnis Gerhard Schomburg ersichtlich ist. Museum und Museumskommission kommen zum Schluss, dass dieses Vorgehen dem Vermächtnis Schomburgs als auch dem Museumsgesetz am besten entspricht.

Der Regierungsrat stimmt diesem Vorgehen zu. Er ist überzeugt, dass die beiden Museen mit ihrem Umgang mit der Schenkung Schomburg den ethischen und qualitativen Vorgaben des internationalen Museumsverbands ICOM nachkommen und gleichzeitig den Stifterwillen respektieren.

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