Transformationsprojekte machten 46 Basler Kulturbetriebe fitter für Zukunft

Der Kanton Basel-Stadt unterstützte während der Pandemie 46 Transformationsprojekte von Kulturbetrieben. Insgesamt gingen 117 Gesuche ein. So konnte beispielsweise das Sommercasino einen Multimedia-Raum für Live-Streamings einrichten, den junge Kulturschaffende für Audio- oder Videoaufnahmen nutzen können. Die Kosten für die Transformationsprojekte wurden hälftig von Bund und Kantonen getragen.

Live-Zuschaltung eines Autors am Festival BuchBasel während der Pandemie

Kulturschaffende, die aus dem Ausland nicht einreisen durften, per Livestream an ein Festival zuschalten oder ein Konzert per Video übertragen: Die Kulturbetriebe mussten sich während der Corona-Pandemie digitaler aufstellen, um ihr Publikum nicht zu verlieren. Damit sie sich betrieblich möglichst rasch an die unerwartete Situation anpassen konnten, ermöglichte die Covid-Kulturverordnung des Bundes – neben anderen Corona-Hilfen im Kulturbereich – auch Beiträge an Transformationsprojekte. Sie unterstützen Kulturunternehmen darin, sich strukturell neu auszurichten und neue Publikumssegmente zu erschliessen. «Die Massnahmen helfen den Betrieben, sich auf die neue Situation einzustellen. So kann hoffentlich verhindert werden, dass das vielstimmige und dichte Kulturangebot in Basel längerfristigen Schaden erleidet», sagt Katrin Grögel, Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt.

Von Vereinen über Kinos bis zu kommerziellen Kulturanbietern

Die Bilanz zeigt, dass bei der Abteilung Kultur Basel-Stadt für die Jahre 2020 bis 2022 total 117 Gesuche für Transformationsprojekte in Kulturbetrieben eingingen. Bewilligt wurden 46 Gesuche. Dies entspricht einer Zustimmungsrate von rund 39 Prozent. Die gesprochenen Unterstützungsbeiträge variieren stark – von 6’500 bis maximal 254’000 Franken. Insgesamt wurden Beiträge von 3'477'800 Franken an Transformationsprojekte in Basel-Stadt gesprochen. Diese wurden je zur Hälfte von Bund und Kanton finanziert. Am kantonalen Anteil beteiligte sich auch Basel-Landschaft mit 459'334 Franken.

Im Rahmen der Bundesmassnahme wurden viermal mehr Kulturbetriebe berücksichtigt als der Kreis jener Institutionen, die von der Abteilung Kultur mit Staatsbeiträgen unterstützt werden. Gesuche für  Transformationsformationsprojekte konnten, wie auch für Ausfallentschädigungen, sämtliche Kulturbetriebe – von Vereinen über Kinos bis zu kommerziellen Kulturanbietern – einreichen.

Drei Statements von Kulturbetrieben, die Transformationsprojekte realisiert haben 

Mich Gehri, Geschäftsleiter Verein Junge Kultur (Sommercasino und R105):

«Unsere Arbeit im Sommercasino lebt vom Ereignis, dass Künstlerinnen und Künstler auftreten und Publikum vor Ort ist. Das war in der Pandemie nicht möglich, und es ist auch heute noch eine Herausforderung, die Menschen wieder in unser Kulturhaus zu holen. Mit dem Transformationsprojekt wollen wir das Sommercasino zeitgemäss und hybrid aufstellen, um im digitalen Raum präsenter zu sein. Die Erneuerung der Website mit neuem Erscheinungsbild ist ein Teil davon. Dazu kommt ein Multimedia-Raum, in dem Veranstaltungen live gestreamt oder aufgezeichnet werden können. Ausserdem können junge Kulturschaffende das Studio für Audio- oder Videoaufnahmen nutzen. Uns ist es wichtig, dass das Projekt unseren Zielgruppen nachhaltig zugutekommt. Um dies zu erreichen, bieten wir gemeinsam mit einer Partnerorganisation Workshops für Jugendliche und Schulen im multimedialen Bereichen an. Wir freuen uns, das Projekt nun endlich zum Fliegen zu bringen.»

Katrin Eckert, Leiterin Literaturhaus Basel:

«Die Pandemie hat deutlich gezeigt, wie dringend wir neues Publikum brauchen. Ein Teil des älteren Publikums ist nicht zurückgekommen. Unser Setting im Literaturhaus mit seiner Guckkasten-Bühne war für Junge nicht attraktiv. Die neue Technik, die wir dank dem Transformationsprojekt installieren konnten, erlaubt uns viel mehr Abwechslung. Damit können wir auch interdisziplinäre Formate, mit Musik oder Videoeinspielungen, mit denen junge Autorinnen und Autoren vermehrt arbeiten, ohne grossen Aufwand zeigen. Neu ist auch eine Querbestuhlung möglich, das Publikum ist so näher an den Autorinnen und Autoren. Mit dem regelmässigen Streaming unserer Veranstaltungen erreichen wir Menschen, die nicht mehr viel ausgehen. Dafür bekommen wir dankbare Rückmeldungen. Es war extrem hilfreich, dass wir die technischen Voraussetzungen dank dem Transformationsprojekt schnell umsetzen konnten. Ohne zusätzliche Mittel wäre es für das Literaturhaus nicht möglich gewesen, nötige Investitionen zu tätigen, um von der Infrastruktur her à jour zu bleiben.» 

Statement von Beatrice Stirnimann, CEO Baloise Session:

«Während der Pandemie konnten wir mit monatlichen Konzert-Livestreams unser Publikum virtuell erreichen. Diese Erfahrung hat uns motiviert, Baloise Session umfassend zu digitalisieren. Wir versuchen, unsere Organisationsprozesse zu vereinfachen. Zum Beispiel haben wir die Kommunikation mit unseren Firmenkunden von Papier auf digital umgestellt, was uns fast zwei Monate Vorbereitungsarbeit abgenommen hat. Auch unseren Festivalwettbewerb für Besucherinnen und Besucher haben wir digitalisiert. Zuvor haben Teilnehmende die Wettbewerbskarten von Hand ausgefüllt. Unser Team musste die Karten danach über drei Monate hinweg von Hand erfassen und auswerten. Mit den digitalen Wettbewerbskarten dauerte die Auswertung nur zwei Wochen. Durch solche Transformationsprojekte entwickeln wir uns laufend weiter. Eine zentrale Erkenntnis aus der Pandemie ist, dass wir als Unternehmen immer neue Wege gehen müssen und wollen. Digitalisierung ist in vielen Prozessen möglich und bringt uns weiter. Man muss es einfach anpacken und nicht auf die lange Bank schieben.»

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