Spuren eines mittelalterlichen Betrugsskandals

Bei der aktuellen Sanierung des Marktplatzes kam in unmittelbarer Nähe des Rathauses ein prall gefülltes, mittelalterliches „Sparkässeli“ zum Vorschein. Bereits in den 1970er Jahren waren im Bereich des Marktplatzes zwei Sparbüchsen entdeckt worden. Um den Inhalt zu bestimmen, wurde das Kässeli mit einem Computertomographen durchleuchtet. In der Sparbüchse befinden sich 15 Silbermünzen. Bei den Münzen dürfte es sich um Geld handeln, das beim Neubau des Rathauses im 14. Jahrhundert unterschlagen wurde.

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Das mittels eines Computertomographen untersuchte „Sparkässeli“ enthielt 15 Silbermünzen. Foto: Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt.

Die 15 Silbermünzen wurden in den Jahren 1320-1340 geprägt. Die Münzen waren teilweise in arg abgegriffenem und lädiertem Zustand, was für die Archäologen ein Hinweis ist, dass sie über eine längere Zeit in Umlauf gewesen waren, bevor sie ins „Sparkässeli“ geworfen wurden. Zusammen mit den bereits 1972 gefundenen „Kässeli“ verhärtet sich der Verdacht, dass hier ein Ratsmitglied Geld vom Neubau des Rathauses, der nach dem Erdbeben von 1356 nötig wurde, systematisch unterschlagen und im Keller versteckt hat.

Ein erstes Rathaus wird 1257 erwähnt, aber erst nach 1344 tagte der Rat am heutigen Ort. Damals war der Marktplatz noch viel kleiner und wies nur etwa einen Viertel der heutigen Grösse auf. Nach einem Quartierbrand im Jahr 1377 wurde der Marktplatz jedoch vergrössert, in dem zwölf vom Brand betroffene Liegenschafen abgerissen wurden. Das neu entdeckte „Sparkässeli“ befand sich im Keller eines dieser stattlichen Wohnhäuser.

Hinweise:

Das „Sparkässeli“ kann am kommenden Montag von 10-11 Uhr auf dem Marktplatz besichtigt werden. Der Kantonsarchäologe Guido Lassau gibt Auskunft zu den Fundumständen. Medienauskünfte werden direkt vor Ort erteilt.

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