Klimaanpassung

Hochwasser am Rhein, Rhyfähre

Um mit den Folgen des Klimawandels umzugehen, verfolgt der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt eine Doppelstrategie, bestehend aus Adaptation (Einstellung auf die Klimafolgen) und Prävention (Klimaschutz).

Anpassungsmassnahmen sind erforderlich, die in den Bereichen Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft sowie Gebäude und Infrastruktur umgesetzt werden müssen. Alle Departemente im Kanton Basel-Stadt tragen ihren Teil dazu bei, diese interdisziplinäre Aufgabe zu lösen.

Sektor Umwelt

Der Klimawandel und die zunehmende Hitzebelastung sowie Sommertrockenheit beeinträchtigen die heimische Tier- und Pflanzenwelt und erhöhen den Druck auf die Biodiversität. Um dem entgegenzuwirken, sind Schutz und Aufwertung ökologisch wertvoller Flächen sowie Ersatz und Ausgleich wichtige Maßnahmen.

Auch das Stadtgrün ist von steigendem Bewässerungsbedarf betroffen. Daher wird auf eine klimaangepasste Planung und Unterhaltung geachtet, insbesondere durch die Durchgrünung von Strassen und Freiräumen, um dem Wärmeinseleffekt entgegenzuwirken. Wichtige Massnahmen zur Erreichung dieses Ziels sind die konsequente Umsetzung des Stadtklimakonzepts und die Aktualisierung des Freiraumkonzepts.

Gewässertemperaturen ab 25 °C stellen eine Gefahr für kälteliebende und temperatursensible Fische dar. Daher wird der Wärmeeintrag durch die Industrie in diesen Situationen auf ein absolutes Minimum reduziert. Zusätzlich sind Revitalisierungsmassnahmen in diversen Gewässern geplant, um während Hitzewellen bessere Rückzugsmöglichkeiten für Fische zu schaffen.

Der Wald ist vor allem durch Sommertrockenheit betroffen, die bereits in den letzten niederschlagsarmen Sommern zahlreiche Trockenschäden verursacht hat und die Waldbrandgefahr erhöht. Geschwächte Bäume sind auch deutlich anfälliger für Schadorganismen. Daher wird der Wald durch eine klimaangepasste Bewirtschaftung auf zukünftige Veränderungen vorbereitet. Diese Anpassungen können jedoch aufgrund der langen Lebensdauer der Bäume und des verzögerten Wachstums neuer Jungbäume nur langsam erfolgen.

Die Entwicklung von Schädlingen und Neobiota ist schwer einzuschätzen, da Veränderungen von Wasser-, Boden- und Luftqualität besonders stark darauf wirken. Daher werden einheimische Schadorganismen und invasive Neobiota auf Kantonsgebiet überwacht und Maßnahmen gemäß dem "Massnahmenplan Neobiota" fortlaufend umgesetzt.

Sektor Gesundheit

Im Gesundheitsbereich ist die Hitzebelastung eines der grössten Risiken. Spitäler verfügen bereits heute über eine ausreichende Kapazität im ambulanten und im stationären Bereich. Zudem werden situativ angepasste Hitzekonzepte umgesetzt. Für Arbeiten im Freien gelten die Verhaltensinformationen des Bundes. Die Verminderung des Wärmeinseleffekts und die Verbesserung der Durchlüftungssituation werden deshalb stark an Bedeutung gewinnen und sind bei künftigen Arealentwicklungen und bei grösseren Bauprojekten von Anfang an zu berücksichtigen.

Die Entwicklung von Infektionskrankheiten ist schwierig vorhersehbar. Die frühe Erkennung neu auftretender Krankheiten und Krankheitsüberträger sowie ein allfälliges rasches Handeln können die Ausbreitung und das Schadensausmass begrenzen.

Sektor Wirtschaft

In der Landwirtschaft steigt durch die verlängerten Trockenperioden und die zunehmende Hitze für spezifische Kulturen der Wasserbedarf. Für Obst und Gemüse ist mittelfristig eine künstliche Bewässerung notwendig. Bei allen anderen Kulturen müssen die Anbauweise und die Sortenwahl Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt Seite 9/150 entsprechend der Wasserverfügbarkeit erfolgen. Eine schonende Bodenbearbeitung und ein entsprechender Humusaufbau können zudem die Bodenerosion vermindern und die Fruchtbarkeit und den Wasserhaushalt verbessern.

Die Fluss- und die Grundwassernutzung für die Kühlung industrieller Prozesse werden während der Sommermonate tendenziell erschwert. Der Wärmeeintrag muss minimiert werden. Es braucht deshalb Massnahmen zur Effizienzsteigerung und die Schaffung redundanter Kühlmöglichkeiten. Während langer Trocken- und Hitzeperioden sind auch der Trink- und der Brauchwasserverbrauch betroffen. Schon heute werden in den relevanten Bereichen wassersparende Massnahmen umgesetzt. Ob in Zukunft Engpässe entstehen, ist noch offen.

Die Schifffahrt ist sowohl von Hochwasser als auch von Niedrigwasser des Rheins tangiert. Dank der kürzlich erfolgten Austiefung der Schifffahrtsrinne zwischen Dreirosenbrücke und Birsmündung konnte die Abladetiefe bei Niedrigwasser deutlich verbessert werden.

Der Städtetourismus ist weitgehend wetterunabhängig. Eine Ausnahme bilden die Flusskreuzfahrten, welche wesentlich vom Hochwasser- und Niedrigwasserpegel des Rheins abhängig sind. Die Optimierungen der Rheinschifffahrt dienen deshalb auch der Flusskreuzfahrt.

Hitzewellen verursachen im Arbeitsbereich verminderte Leistungsfähigkeit und damit Produktivitätsverluste, speziell Arbeiten unter freiem Himmel. Der Bund prüft, ob die arbeitsgesetzlichen Vorgaben für die Bewältigung extremer Hitzeperioden genügen oder ob die Verordnung zum Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel (Arbeitsgesetz) angepasst werden muss.

Sektor Gebäude und Infrastruktur

Gebäude und Infrastrukturen sind durch die Zunahme von Extremereignissen, wie z.B. Hochwasser, Sturm und Hagel, vermehrt Schäden ausgesetzt. Hagelschlag stellt das grösste Gefährdungspotenzial dar, gefolgt von Hochwasser und Sturmwind.

Im Bereich Hochwasser wurden die notwendigen Massnahmen für den baulichen Objektschutz sowie die Massnahmen im Flussbett der Gewässer eruiert und teilweise bereits umgesetzt. Handlungsbedarf besteht vor allem in den Gemeinden Riehen und Bettingen. Deshalb wurde ein «Masterplan Hochwasser und Oberflächenabfluss» für beide Gemeinden erarbeitet.

Die Zunahme der Regenintensität hat Einfluss auf die städtische Kanalisation. Sie wird derzeit hydraulisch neu berechnet. Zusätzlich erfolgt derzeit die dritte und letzte Etappe zur Einführung des Prozessleitsystems. Damit können die Abwasserflüsse nachvollzogen und Massnahmen zur Speicherung oder gezielten Ableitung eingeleitet werden. Generell wird künftig dem Thema Starkregen und urbane Sturzfluten mehr Beachtung geschenkt. Ziel ist ein verbessertes Regenwassermanagement, um Regenwasser zurückhalten und über Grünflächen versickern zu können.

Starke Hitzebelastung kann im Schienenverkehr zu thermischer Deformation und damit zu einer Gleisverwerfung führen. Die BVB führt daher verschiedene Pilotversuche durch, um präventiv eine Verformung zu verhindern.

Durch die zunehmenden Hitzetage nimmt auch der Kühlenergiebedarf im Gebäudebereich und im öffentlichen Verkehr zu. Bei Tram und Bus erfordert dies mittelfristig einen Ausbau der Leistungsfähigkeit der Klimageräte. Im Gebäudebereich sind bei Neubauten im Wohnungsbereich die bestehenden gesetzlichen Vorgaben umzusetzen, dann ist eine Klimatisierung nicht notwendig. Bei Zweckbauten kann auch im Neubau eine Kühlung aus betrieblichen Gründen erforderlich werden. In diesem Fall ist ein Nachweis für eine effiziente Kühlung zu erbringen.